1. Ist Faszientraining das Training mit der Styroporrolle?
Vorweg genommen: Nein, ein dreidimensionales Faszientraining ist nicht gleichzusetzen mit dem Training mit der Styroporrolle. Wahrscheinlich kommt der Vergleich aufgrund diverser Styroporrollen-Marketingkampagnen zustande. Mittlerweile gibt es diverse Anbieter, die verschiedene Härtegrade und unterschiedlichste Designs vertreiben. Das Training mit der Styroporrolle ist vielmehr ein möglicher Part vom Faszientraining. Hinter dem eigentlichen Training für die Faszien steckt noch viel mehr.
2. Was sind Faszien?
Faszien sind helle Gewebeschichten, die - je nach Lage im Körper – mal hauchdünn sind oder einige Millimeter dick sind. Sie lassen sich in Bündeln von Kollagenfasern, Elastin, welches sich dazwischen befindet und verschiedenen Zellen gliedern. Wasser sorgt dafür, dass sich das Fasziengewebe bewegen und gleiten kann.
Du kannst dir Faszien wie Hüllen vorstellen, die alle Organe und Muskeln, Bandstrukturen und jede einzelne Muskelfaser nicht nur umhüllen, sondern auch voneinander abgrenzen. Faszien haben eine netzartige, kollagene Struktur und ziehen wie ein Spinnennetz von der Fontanelle bis zur Fußsohle durch den gesamten Körper.
Mittlerweile kann man diese Bindegewebsschichten in hochaufgelösten Ultraschallgeräten sichtbar darstellen. Forscher haben entdeckt, dass fasziales Gewebe lebendig ist, da es Rezeptoren für Körper- und Bewegungsgefühl beinhaltet, es ist somit auch ein Sinnesorgan. Das bedeutet, dass Schmerzen oft auch auf das Konto von "verklebten" Faszien gehen kann. Einerseits stabilisieren Faszien unseren Bewegungsapparat, andererseits sorgen sie für Beweglichkeit. Stell dir ein Gummiband vor, das einerseits sehr flexibel und geschmeidig und trotzdem eine haltende, feste Funktion hat.
3. Lymphflüssigkeit und Faszien
Das Fasziengewebe ist nicht nur mit Blutgefäßen durchsetzt, auch Lymphbahnen durchziehen es. Die Lymphflüssigkeit ist für den Abtransport von Kohlenstoffdioxyd (CO2) und Stoffwechselendprodukten aus den Zellen und die Versorgung der Zellen mit Sauerstoff (O2) und Nährstoffen verantwortlich. Auch die Immunzellen sind hier aktiv und fressen Bakterien und Zelltrümmer.
Der Transport der Lymphflüssigkeit wird über ein eigenes Klappensystem geregelt. Je mehr Muskelaktivität – idealerweise in Kompression - stattfindet, desto mehr Lymphflüssigkeit kann abtransportiert werden. Wenn Muskel nicht mehr adäquat bewegt werden und die Faszien um die Organe fester werden, funktioniert die Nährstoff- und Sauerstoffversorgung und der Abtransport von CO2 und Schadstoffen nicht mehr einwandfrei.
Der Blutgerinnungsfaktor Fibrinogen wird außerdem von der Lymphflüssigkeit transportiert. Bei einem Lymphstau oder einem Lymphödem befindet sich oftmals vermehrt Fibrinogen in den Lymphbahnen. Dies wird hier zu Fibrin, einem „körpereigenen Klebstoff“ umgewandelt. Fibrin sorgt eigentlich für das Schließen von Wunden. Da es sich jedoch nicht um eine Wunde handelt, kommt es zu einer Verklebung des benachbarten faszialen Gewebes.
Die Geschmeidigkeit von Faszien kann auch unter einem zu niedrigen Wasserhaushalt leiden. Gerade im Alter sinkt der Wasseranteil im Körper. Zu wenig Bewegung oder Fehlbelastungen des Körpers führen auch dazu. Faszien werden spröde, die Struktur ändert sich und die Bewegungsfreiheit nimmt ab.
4. Was ist Faszientraining? Wie kann man Faszien trainieren?
Das Training macht "sprödes", "verklebtes" oder "verfilztes" Fasziengewebe geschmeidiger und zugleich stabiler. Dies kann durch Fehlbelastungen oder falsche Bewegungsabfolgen, aber auch durch zu viel Sport oder durch psychischen Stress entstehen. Ein effektives Training beinhaltet dreidimensionale Bewegungseinheiten und ist somit an unseren alltäglichen Bewegungsabläufen angelehnt.
Das "verklebte" Fasziengewebe wird durch das Training geschmeidiger und zugleich stabiler. Unterschiedliche Bewegungen sorgen dafür, dass es ein interessantes und abwechslungsreiches Training ist, was optimaler Weise für Spaß sorgt und die Konzentration fordert. Das dreidimensionales Training führt zu mehr Aufrichtung und Stabilität des Körpers. Schmerzen werden minimiert, da hier viele Schmerzrezeptoren liegen. Das Gewebe wird straffer. Katapultübungen sorgen für die Verbesserung von Schnellkraft und Stabilität. Somit können Verletzungen vorgebeugt werden. Durch das mehrdimensionale Training werden koordinativen Fähigkeiten trainiert, Verspannungen gelöst und Schmerzen reduziert.
Achte zusätzlich darauf, dass du genügend Flüssigkeit täglich zu nimmst. Meditations – und Entspannungsübungen sorgen unterstützen zudem das reibungsloses Fließen der Faszien.
5. Was sind Inhalte eines 3D Faszientrainings?
- Dreidimensionale Bewegungseinheiten und -abfolgen
- Abwechselnde Trainingsreize und Anforderungen
- Übungen mit Katapulteffekten
- Koordinationstraining
- Kräftigung abgeschwächter Muskulatur
- Dehnung verkürzter Muskulatur
- Stabilisation der Wirbelsäule und Gelenke
- Verbesserung der Schnellkraft
- Lösung von Verspannungen
Hierbei handelt es sich natürlich nur um Inspirationen. Jeder muss für sich selbst schauen, welche Übungen für einen am besten geeignet sind.
Deine Nina Kock